Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Über die Hälfte des Energieverbrauchs in Deutschland fließt in die Wärmeversorgung. Laut Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen wird diese Wärme noch zu 80 Prozent mit fossilen Brennstoffen wie Gas und Öl erzeugt. Sie sind für einen Großteil des CO2-Ausstoßes im Land verantwortlich. In Witten werden nach aktuellen Berechnungen der Stadtwerke sogar 94 Prozent fossile Energien zum Heizen eingesetzt.

Die kommunale Wärmeplanung soll nun helfen, das zu ändern. Ein aktueller Gesetzentwurf sieht vor: Städte unter 100.000 Einwohnern wie Witten müssen bis Mitte 2028 ihre Konzepte für klimafreundliches Heizen vorlegen. Das soll den Bürgerinnen und Bürgern Klarheit verschaffen, ob ihr Wohnhaus oder ihr Unternehmensgebäude künftig über ein Nah- oder Fernwärmenetz klimafreundliche Energie erhalten könnte. Langfristiges Ziel ist eine weitgehend klimaneutrale Wärmeversorgung bis 2045. Das Gesetz soll am 1. Januar 2024 in Kraft treten. 

Bei der Wärmewende kommt den Energieversorgern eine wichtige Rolle zu. „Für uns gilt es jetzt zu klären, wie Witten zukünftig mit Wärme versorgt werden soll und in welcher Weise wir erneuerbare Energien, aber auch Industrieabwärme dafür nutzen können“, sagt Patrick Berg, Abteilungsleiter Energiedienstleistungen der Stadtwerke Witten. Hierbei arbeiten die Stadtwerke eng mit der Stadt Witten zusammen, die die kommunale Wärmeplanung federführend betreut.

Umfassende Potenzialanalyse

Zahlreiche Nachfragen haben die Stadtwerke von Bürgern schon erhalten. „Leider lässt es sich momentan noch nicht sagen, welche Wärmequellen das konkret sein werden und in welchem Stadtgebiet wir welche Alternative anbieten“, erklärt Berg. „Von Wärme aus Geothermie bis hin zu Wasserstoff ist alles möglich.“ Was wo eingesetzt werde, entscheide sich daher erst nach der Potenzialanalyse. Sie ist einer der ersten Schritte in der kommunalen Wärmeplanung. Die Gespräche mit der Stadt Witten über Abläufe und Akteure haben begonnen. In der heimischen Wirtschaft gehören Betriebe, bei denen Abwärme anfällt, auf jedem Fall dazu. 

Zugleich spielt bei der Analyse der Zustand von Gebäuden eine Rolle. „Hier gilt es, erst einmal herauszufinden, in welchem Zustand die Gebäudehüllen sind und welcher Energieverbrauch vorliegt. Das ist alles sehr individuell“, so Berg. „Anschließend ist zu prüfen, ob sich die Gebäude für Wärmepumpen eignen und wie diese optimal dimensioniert werden, falls sich in diesen Stadtgebieten keine andere Wärmequelle sinnvoll einsetzen lässt.“ Grundsätzlich gelte für alle Planungen: Neben dem Klimaschutz stehen auch die Versorgungssicherheit sowie die Wirtschaftlichkeit der Wärmelösungen an oberster Stelle.

Umfrage zum Wasserstoff-Bedarf in Planung

Momentan gibt es in Witten nur ein Wärmenetz: Das Blockheizkraftwerk in Bommern produziert für 165 Haushalte klimaschonend Fernwärme. In Zukunft könnte es aber auch zusätzliche Heizwerke geben, die zum Beispiel Wasserstoff zur Wärmegewinnung einsetzen. Dazu startet die Wirtschaftsförderung der Ruhrstadt in der nächsten Zeit bei den Wittener Unternehmen eine Umfrage. Die Stadtwerke bereiten außerdem eine Potenzialanalyse zu Standorten von Photovoltaikanlagen vor. Der gewonnene Solarstrom könnte dann etwa Wärmepumpen antreiben, die ganze Quartiere mit Wärme beliefern, elektrische Heizungen betreiben oder auch zur Produktion von grünem Wasserstoff genutzt werden. Patrick Berg sieht viele potenzielle Möglichkeiten. „Der Anfang in der Wärmeplanung ist gemacht. In den nächsten Monaten konkretisiert sich das weitere Vorgehen, sodass vermutlich im Laufe des kommenden Jahres die konzeptionelle Arbeit starten könnte.“

Ihr Ansprechpartner

Patrick Berg
Patrick Berg
Abteilungsleiter Energiedienstleistungen
Telefon: 02302 9173-370