Damit die Energiewende gelingt, müssen nicht nur PKW und leichte Nutzfahrzeuge mit immer weniger Schadstoffausstoß durch die Straßen rollen. Laut einer EU-Verordnung müssen nun auch Hersteller schwerer Nutzfahrzeuge dafür sorgen, dass ab 2025 weniger Kohlendioxid aus den Auspuffen strömt. Denn da die meisten LKW mit Dieselkraftstoff fahren, bläst allein der Straßengüterverkehr in Deutschland ein Drittel der CO2-Menge des gesamten Verkehrssektors in die Luft. Laut Umweltbundesamt tragen vor allem die LKW-Schwergewichte viel dazu bei: 40-Tonner stellen weniger als zehn Prozent der Nutzfahrzeuge, produzieren jedoch etwa die Hälfte aller Treibhausgasemissionen.

CO2-Reduktion in zwei Schritten

Um schwere Nutzfahrzeuge künftig klimafreundlicher zu machen, hat die Europäische Union 2019 die Verordnung (EU) 2019/1242 erlassen. Sie legt für deren Hersteller erstmals CO2-Flottengrenzwerte fest. Diese Grenzwerte gelten für den Durchschnitt aller in der EU neu zugelassenen Modelle eines Produzenten. Das bedeutet, dass in Zukunft die meisten LKW etwa mit Strom- oder Wasserstoffantrieben ausgestattet werden müssen. Nur eine kleine Gruppe darf dann noch mit Verbrennungsmotor fahren.

Konkret fordert das Gesetz: CO2-Emissionen für neu zugelassene LKW und Sattelmaschinen ab 16 Tonnen Gesamtgewicht müssen ab 2025 um 15 Prozent niedriger sein als in den zum Vergleich herangezogenen Jahren 2019 und 2020. Ab 2030 soll der Flottengrenzwert dann um 30 Prozent geringer liegen. Wegen der rasanten Entwicklung bei umweltfreundlicher Antriebstechnik und drängendem Handlungsbedarf beim Klimaschutz könnten ab 2030 sogar noch höhere Einsparziele gelten. Darüber wird zurzeit in der EU diskutiert.

Förderung und Mautbefreiung

Die Fahrzeug-Hersteller haben sich in den vergangenen Jahren auf die Grenzwertpflicht vorbereitet und bieten jetzt entsprechende LKW-Modelle an. Viele setzen mittlerweile auf batterieelektrische LKW, die komplett ohne CO2-Ausstoß unterwegs sind. Hersteller wie Daimler Trucks und Volvo forschen zudem an Wasserstoff-Brennzellen-Technologie. Doch diese ist noch nicht marktreif.  

Wer neue LKW anschaffen möchte, kann beim Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) Zuschüsse für den Kauf von Nutzfahrzeugen mit klimaschonenden Antrieben bekommen. Außerdem fördert der Bund die betriebliche Tank- und Ladeinfrastruktur, die dafür nötig ist. Momentan nimmt das BALM zwar keine Anträge mehr an, aber Ende 2023 soll ein neuer Förderaufruf starten. Um Kaufanreize für emissionsfreie LKW zu schaffen, hat der Bund zudem beschlossen, diese bis Ende 2025 von der Maut zu befreien. Ab 2026 gilt für sie dann ein 75 Prozent niedrigeren Mautteilsatz.

Möchten Sie Nutzfahrzeuge in Ihrem Bestand klimafreundlicher machen, unterstützt Sie ebenfalls ein BALM-Förderprogramm. Mit seiner Hilfe können Sie Ihre Fahrzeuge mit Komponenten ausstatten, die dazu beitragen, CO2-Emissionen zu senken. 

Attraktive Kredite

Auch Kredite zu attraktiven Konditionen gibt es: Die NRW.Bank hält zinsgünstige Darlehen für die Umstellung auf Elektromobilität bereit. Auch die Kreditanstalt für Wiederufbau (KfW) hat Förderkredite im Programm, etwa die Klimaschutzoffensive für Unternehmen und das KfW-Umweltprogramm.

Die neue Generation schwerer E-Nutzfahrzeuge

Elektrische Nutzfahrzeuge können mittlerweile auch in der schweren Klasse überzeugen. Sie punkten mit guten Reichweiten, vielfältigen Einsatzmöglichkeiten – und null Emissionen.

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Allrounder: Der eTruck 4x2 LL SA von MAN

Ob als klassischer Sattelzug im Ferntransport, als wendiges 3-Achs-Chassis zur Abfallentsorgung in der Stadt oder im Transport von Materialien zur Baustelle mit Chassis und Anhänger: Der neue e-Truck lässt sich vielseitig einsetzen. Bei der neuen MAN-eTruck-Generation werden mit intelligenter Nutzung der Pausenzeiten zum Zwischenladen Tagesreichweiten zwischen 600 und 800 km möglich. Ohne Nachladen sind bis zu 410 km drin. Das Laden dauert zwischen 30 und 90 Minuten bei einer Ladeleistung von maximal 350 kW. Der eTruck geht ab 2024 in Serie.

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Für den schweren Verteilverkehr: Der eActros von Mercedes Benz Trucks

Der eActros kommt in zwei Varianten mit drei oder vier Batterien auf die Straße. Jede besitzt eine Kapazität von circa 112 kWh. Mit einer Gesamt-Batteriekapazität von 362/448 kWh kann der eActros Strecken von bis zu 330/400 km zurückzulegen. Bei einer Ladeleistung von 160 kW richtet sich die Schnelligkeit nach der Batteriezahl: Drei Batterien benötigen etwas mehr als einer Stunde, um von 20 auf 80 Prozent aufzuladen, bei vier Batterien dauert es rund 90 Minuten. Den eActros gibt es auch als Sattelzugmaschine. Er ist für alle gängigen europäischen Auflieger geeignet.

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Zwei für Nah- und Ferntransporte: XD und XF Electric von DAF

Das Herz der XD- und XF-Elektro-LKW sind Elektromotoren, die Leistungen von 170 kW/230 PS bis 350 kW/480 PS abliefern. Um die Fahrzeuge perfekt auf ihre Einsätze abzustimmen, steht ein Sortiment an Batteriesätzen mit zwei bis fünf Strängen zur Verfügung. Mit einer einzigen Ladung schaffen sie so eine Reichweite über 500 Kilometern. Bei optimaler Ladeplanung sind sogar 1.000 Kilometer pro Tag möglich. Mit einer Ladeleistung bis zu 325 kW kommen die E-LKWs von DAF  bei einem Batteriesatz mit drei Strängen in etwas mehr als 45 Minuten von 0 auf 80 Prozent Elektropower.

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Robust auf Baustellen: Der FMX Electric von Volvo

Der FMX Electric liefert schwere Materialien und Maschinen auf Baustellen. Zwei oder drei Elektromotoren sorgen in Kombination mit I-Shift-Getriebe für ordentlich Kraft: Die Leistung von bis zu 490 kW bzw. 666 PS wird von einer Traktionskontrolle auf die Straße gebracht, die sich auch für rutschige Oberflächen eignet. Sechs Batteriepakete liefern bis zu 540 kWh und sorgen so für eine ausreichende Reichweite des LKWs. Zum vollständigen Aufladen benötigt der FMX Electric mit Gleichstrom (250 kW) rund 2,5 Stunden, mit Wechselstrom (43 kW) steht er 9,5 Stunden an der Ladesäule.

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Regional-Verteiler: Der E-Tech T von Renault

Der E-Tech T ist wahlweise mit 330 kW (450 PS) oder 490 kW (666 PS) ausgestattet und besitzt ein Optidriver-Getriebe. Bis zu sechs Batteriepacks lassen sich einbauen, somit sind bis zu 540 kWh Batteriekapazität möglich. Der Truck eignet sich für alle Arten von Aufladungen bis zu 250 kW. Bei sechs Batteriepaketen und einer Ladeleistung von 250 kW lädt er in einer Stunde von 20 auf 80 Prozent der Batteriekapazität auf. Seine Reichweite beträgt bis zu 500 km mit DC-Ladung bei einer Stunde Pause.

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Die vielseitige Zwischenlösung: Hybrid-LKW von Scania

Als Verteiler oder auch als Kipper: Dieser LKW bietet sich für viele Einsatzbereiche an. Er ist mit allen DC09- Motoren mit 280, 320 oder 360 PS und allen DC07-Motoren mit 220, 250 oder 280 PS bestellbar. Zwar setzt auch Scania auf E-LKW, bietet aber für die Übergangszeit zusätzlich die Hybrid-Lösung an. Bei Bedarf kann der Hybrid-LKW von Scania emissionsfrei fahren und schafft die gleichen Reichweiten wie im Betrieb mit HVO (hydriertes Pflanzenöl) oder Biodiesel. Im Vergleich mit einem Diesel-Fahrzeug spart er 10 bis 15 Prozent Kraftstoff bei einem Hybrid-Modell und bis zu 40 Prozent bei einer Plug-in-Hybrid-Ausführung.