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Herr Borgiel, im Dezember gab es schlechte Neuigkeiten für fast alle Stromkunden: Die Übertragungsnetzbetreiber haben das vorgelagerte Netzentgelt zum 1. Januar 2024 mehr als verdoppelt.

Ja, das war eine unschöne Überraschung. Denn auch bei langfristig laufenden Stromverträgen kommt es für unsere Kunden zu einer Preissteigerung. Und das ganz unerwartet. Für die Wirtschaftsplanung unserer Kunden im laufenden Jahr ist das ein großes Problem.

Was steckt hinter dieser plötzlichen Kostenexplosion?

Die Kosten für den Netzausbau steigen seit Jahren. Um Wind- und Sonnenstrom deutschlandweit ins Netz zu bringen, ist der Ausbau der großen Stromautobahnen im Land nötig. Sie versorgen uns in NRW beispielsweise mit Ökostrom aus Offshore-Anlagen im Norden. Der Netzausbau wurde bisher staatlich massiv gefördert. Nun hat eine Entscheidung der Bundesregierung über den Haushalt einen wichtigen Zuschuss aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds gekippt – 5,5 Milliarden Euro fallen dieses Jahr weg. Die Übertragungsnetzbetreiber geben die ursprünglich über den Fonds abgedeckten Mehrkosten für den Netzausbau nun an die Verteilnetzbetreiber weiter, die den Strom in die Städte und Gemeinden bringen. Und damit an den Endverbraucher.

Die Kostensteigerung ist also durch die Energiewende bedingt?

Der Netzausbau ist zwingend nötig, um das Stromnetz stabil und zukunftssicher zu gestalten, auch im Rahmen der Energiewende. Die seit Beginn des Ukrainekriegs erhöhten Gaspreise machen sich ebenfalls bemerkbar. Denn mithilfe von Gaskraftwerken sichern die Übertragungsnetzbetreiber die Grundlast, sobald die Wind- oder Sonnenstromproduktion nachlässt.

Was heißt das nun in der Praxis?

Für unsere Kunden in Witten mit SLP-Zählern – mit Messung nach Standardlastprofil – bedeutet das konkret einen Anstieg des Netzentgelts von 8,69 auf 11,99 ct/KWh für 2024, also um rund 38 Prozent. Diese Kosten sind unabhängig vom Stadtwerke-Tarif und kommen auf den regulären Energiepreis obendrauf. Bei einigen Kunden mit All-inclusive-Tarifen bleiben wir als Stadtwerke allerdings auf der Kostenerhöhung sitzen.

Lassen sich die höheren Kosten irgendwie auffangen?

Einige wenige Großverbraucher werden durch Härtefallregelungen entlastet. Den Großteil unserer Geschäftskunden aus dem Mittelstand trifft die Erhöhung aber mit voller Härte. Sparen kann im Grunde nur, wer noch Energie einsparen kann. Viele unserer Kunden haben in den vergangenen Jahren schon sehr vorbildlich Effizienzmaßnahmen umgesetzt. Wir beraten aber gerne dazu, ob und wie Sie in Ihrem Unternehmen im Energieverbrauch noch effizienter werden können. Vielleicht können Sie auch durch ein alternatives Beschaffungsmodell Kosten sparen – wobei die erhöhten Netzentgelte dabei trotzdem zum Tragen kommen. Ich empfehle unseren Geschäftskunden in jedem Fall, das Gespräch mit ihrem persönlichen Kundenbetreuer zu suchen.

Ihr Ansprechpartner

Markus Borgiel
Markus Borgiel
Prokurist und Hauptabteilungsleiter Vertrieb und Beschaffung
Telefon: 02302 9173-600