Wittener Wohnquartier mit Nahwärme
Machbarkeitsstudie startet
Wie lässt sich ein Wohnquartier nachhaltig zentral beheizen? Das möchten die Stadtwerke zusammen mit der Wittener Siedlungsgenossenschaft Arbeiterheim herausfinden. Die Förderzusage für die Machbarkeitsstudie liegt auf dem Tisch – jetzt geht’s ans Werk.
Dick eingepackt sind sie schon. Doch während die Außendämmung sie fit für die Zukunft macht, sieht das mit der Wärmeversorgung noch anders aus: Jedes der 22 Mehrfamilienhäuser der Siedlungsgenossenschaft Arbeiterheim eG (SAW) im Wohnquartier zwischen Pferdebachstraße und Leostraße heizt noch mit Gas. Das könnte sich demnächst ändern. Eine zentrale Heizanlage der Stadtwerke mit Wärmepumpe und Blockheizkraftwerk soll über ein Nahwärmenetz alle Gebäude mit nachhaltiger Wärme versorgen.
Ob sich dieser Plan umsetzen lässt, prüfen die Stadtwerke Witten nun gemeinsam mit der SAW in einer Machbarkeitsstudie. Vor einigen Monaten hatten die Stadtwerke dafür einen Förderantrag beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) eingereicht. Der ist nun genehmigt.
Perfekte Win-Win-Situation Die Studie soll zugleich auch als Blaupause für künftige weitere Nahwärme-Quartierslösungen in Witten dienen. Denn diese helfen, die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes zu erfüllen: In Zukunft dürfen nur noch Heizanlagen eingebaut werden, die mit mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien arbeiten.
Die SAW unterstützt daher das Projekt. „Als Wohnungsgenossenschaft sind wir verpflichtet, eine Klimaschutzstrategie zu entwickeln. Die Anforderungen zur Minderung des CO2-Ausstoßes unserer Gebäude stellen uns vor eine immense intensive Aufgabe. Das erfordert technisches Spezialwissen, für das wir als kleine Genossenschaft keinen Profi im Haus haben“, erklärt Patricia Greiner, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der SAW. Als die Stadtwerke der Genossenschaft vorschlugen, die Machbarkeitsstudie in ihrer Wohnsiedlung durchzuführen, habe sich der Vorstand zu der Teilnahme entschieden und deshalb gerne zugesagt. „Wir bieten ihnen das Test-Quartier – und sie nehmen uns dafür die schwierige Heizungsplanung ab. Eine perfekte Win-Win-Situation für beide Projektpartner!“

Neben der zentralen Heizanlage stehen eigentlich auch noch Photovoltaik-Mieterstromanlagen auf dem Programm. Hier müssen aber vom Gesetzgeber erst einmal Unterschiede in der Auslegung der deutschen und der EU- Gesetzgebung geregelt werden. Danach klärt sich, ob sie für das SAW-Projekt weiterhin sinnvoll sind. „Wir passen uns den Entwicklungen an“, sagt Christian Dresel, Gruppenleiter Wärme der Stadtwerke. So könnte
es zum Beispiel sein, dass das geplante BHKW in Zukunft nicht mehr gebraucht wird, wenn die SAW bis 2045 die energetische Optimierung der Gebäude konsequent weiterverfolgt.
Stadtwerke machen Tempo Bei der Machbarkeitsstudie wollen die Stadtwerke auf jeden Fall aufs Tempo drücken. „Eigentlich sind dafür zwölf Monate geplant. Wir möchten aber früher fertig sein, um schnell zu wissen, ob die geplante Lösung wirtschaftlich ist“, erklärt Dresel. Zusammen mit seinem Team und dem Wittener Ingenieurbüro envi GmbH prüft er nun zunächst, welche erneuerbaren Energiequellen sich im Quartier nutzen lassen. Die Ergebnisse fließen dann mit vielen anderen aus dem Projekt in eine Genehmigungsplanung ein. Ist klar, dass sich eine Nahwärmeversorgung im Quartier wirtschaftlich betreiben lässt, geht es in die Umsetzung.

„Wir sind zuversichtlich, dass es dazu kommt“, so Dresel. Bis die Bauarbeiten für das Nahwärmenetz beginnen, kann es aber bis zu zwei Jahre dauern. Momentan braucht das BAFA knapp ein Jahr, um Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie samt neuem Förderantrag für die anschließende Umsetzung zu prüfen.
Nahwärme löst Heizungsfrage Dennoch ist Dresel zufrieden. „Das Ergebnis der Studie wird uns auch mehr Planungssicherheit beim Erstellen des kommunalen Wärmeplans für Witten geben.“ Zugleich könnten weitere Wittener Wohnungsbaugesellschaften eine komfortable Lösung für die Heizungsfrage bekommen: Setzen sie auf Nahwärme der Stadtwerke, müssen sie sich keine Gedanken mehr darüber machen, wie sie ihre Gebäude künftig mit 65 Prozent nachhaltiger Wärme versorgen. „Dafür sind dann allein wir zuständig“, sagt Christian Dresel. „Wir kümmern uns darum, dass es reibungslos läuft.“